Wie der Krieg die Arbeit unserer Partner vor Ort beeinflusst

Seit dem ersten Tag des Ukrainekriegs sind unsere Kooperationspartner vor Ort im Dauereinsatz. Ob in Kyiv oder Lviv, Rivne oder Vinnytsia - überall arbeiten sie unermüdlich weiter und leisten das Unmögliche, obwohl sie selbst um ihr Leben fürchten.

Schwerpunkte der Hilfen, die wir mit unseren Partnern zu KZ- und Ghetto-Überlebenden bringen, sind Verteilung von Lebensmitteln, Medikamenten und finanziellen Soforthilfen. Jetzt, wo in der Ukraine der Winter eingebrochen ist und die Energieinfrastruktur nach massiven russischen Bombardements in Trümmern liegt, wird die Bereitstellung von Wärmeräumen und Heizmaterialien immer wichtiger.

"Gestern wurde Kyiv wieder stark bombardiert", sagt Petr Kamenev von der Allukrainischen Assoziation ehemaliger Ghetto-Häftlinge. "Wir waren gerade im Büro, als in der Nähe russische Raketen von der Luftabwehr abgeschossen wurden. Er herrschte ein dröhnender Lärm. Wir hatten große Angst". Seitdem gibt es keinen Strom und kein Wasser und die Heizung funktioniert nicht. "Dafür arbeiten unsere Banken sehr gut und schnell. Die von Ihnen überwiesene Nothilfe war innerhalb von zwei Stunden auf dem Konto unserer Organisation".

Petr Kamenev aus Kyiv setzt sein Engagement für Holocaust-Überlebende trotz ständiger Raketenangriffe fort.

Massive Stromausfälle haben zur Folge, dass die mobile Kommunikation und das Internet für mehrere Stunden unterbrochen sind. Für Ludmila Sukovata von der Organisation "Verständigung und Toleranz" aus Rivne gehört es mittlerweile zum Alltag, mitten in der Nacht Emails zu beantworten und Hilfen zu koordinieren. So schrieb sie uns heute um 3:30 Uhr nachts: "Sobald es wieder Strom und Internet gab, konnte ich Ihre und andere Mails beantworten. Es gibt viel zu tun, die täglichen Raketenangriffe beeinträchtigen unsere Arbeit enorm. Doch wir arbeiten weiter, Tag und Nacht, denn wir sind stark und hart im Nehmen".

Dass die Hilfen bei den Empfängern schnell ankommen, das ist für Frau Sukovata die größte Motivation. "Herzlichen Dank dafür, dass sie uns nicht vergessen und uns unterstützen. Ich glaube an unseren Sieg", sagte eine KZ-Überlebende.

Ludmila Sukovata aus Rivne koordiniert die Hilfen auch in der Nacht, sobald es wieder Strom und Internet gibt.

"Ich werde hier gebraucht und will meine Gemeinde nicht im Stich lassen"

Der Glaube an den Sieg und die Fürsorge für seine Mitmenschen treibt auch Isaak Novoseletskiy aus Vinnytsia in der Zentralukraine an. Eigentlich hätte er jetzt bei seiner Tochter in Deutschland sein können, doch das kommt für den Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde nicht in Frage. "Ich werde hier gebraucht. Und ich will meine Stadt und meine Gemeinde nicht verlassen".

Im Frühjahr hat Isaak Novoseletskiy Evakuierungstransporte für seine Gemeindemitglieder, darunter viele Holocaust-Überlebende, organisiert. Heute macht er sich für die Schaffung von Wärme- und Versorgungsräumen in der Stadt und Region Vinnytsia stark. "In diesen Räumen können sich die Menschen aufwärmen, heißen Tee bekommen und das Handy aufladen". Dafür beschafft Isaak Novoseletskiy Stromgeneratoren. Da diese in der Ukraine schwer zu bekommen sind, hat er welche in Italien bestellt. Das Maximilian-Kolbe-Werk unterstützt ihn dabei finanziell.

Isaak Noviseletskiy aus Vinnytsya schafft Wärme- und Versorgungsräume für Menschen in Not.

Auch Nina Dobrenka aus Lviv setzt sich dafür ein, das Leid von KZ- und Ghetto-Überlebenden sowie anderen benachteiligten Senioren zu lindern. Seit vielen Jahren arbeiten wir mit dem Medyko-Sozialen Zentrum (MSZ) des Ukrainischen Roten Kreuzes in Lviv zusammen, dessen Direktorin sie ist. "Heute hat es wieder lange gedauert, bis ich im Büro ankam. Die Straßenbahnen und Oberleitungsbusse bleiben wegen der Stromausfälle stehen. Dadurch ist der ganze öffentlichen Nahverkehr in unserer Stadt lahmgelegt".

Im MSZ stehen Nina Dobrenka und andere Mitarbeitende des Zentrums, darunter Krankenschwester in der Hauskrankenpflege, vor weiteren Problemen: es gibt weder Strom noch Wasser, die Heizung und das Internet funktionieren nicht. Das MSZ gilt seit mehr als 25 Jahren auch als sozialer Treffpunkt für ehemalige KZ-Häftlinge und andere Opfer totalitärer Regime in Lviv. "Wir müssen und wollen für die Menschen da sein. Wenn sie kommen, bieten wir ihnen eine Tasse Tee an und haben ein offenes Ohr für ihre Sorgen. Geteiltes Leid ist halbes Leid."

Nina Dobrenka in Lviv hält die Arbeit des Medyko-Sozialen Zentrums am Laufen.

Daher sucht Nina Dobrneka gerade händeringend nach großen Thermoskannen, Taschenlampen, Powerbänken und Stromgeneratoren. Das Maximilian-Kolbe-Werk unterstützt sie bei der Beschaffung dieser lebensnotwendigen Gegenstände: Stromgeneratoren werden wir über unsere Partner in Polen organisieren, die restlichen Sachen bringt in wenigen Tagen unser Ehrenamtlicher Herbert Meinl mit einem Transport nach Lviv.

Nina Dobrenka hilft uns auch in diesem Jahr, die Weihnachtsaktion in Lviv zu realisieren und wird reichhaltige Lebensmittelpakete für KZ-Überlebende zusammenstellen. Auf die traditionelle Weihnachtsfeier wollen die Senioren in diesem Jahr verzichten, weiß Frau Dobrenka: "Uns ist nicht nach Feiern zumute, solange unsere Zivilisten und Soldaten an der Front sterben".