Vor über 50 Jahren haben die Gründungsväter des Maximilian-Kolbe-Werks in seiner Satzung die Aufgabe gestellt, "zur Verständigung und Versöhnung zwischen dem polnischen und deutschen Volk, aber auch mit anderen Ländern Mittel- und Osteuropas, beizutragen“. Dieser Aufgabe fühlt sich das Hilfswerk bis heute verpflichtet.

Entstehung

Den Anfang machte eine Sühnewallfahrt nach Polen im Mai 1964. Einige Mitglieder der deutschen Sektion von 'Pax Christi' machten sich mit Alfons Erb auf dem Weg in die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Als Schlüsselerlebnis mit weitreichenden Folgen erwies sich eine Begegnung mit einem polnischen Ehepaar. Die beiden KZ-Überlebenden befanden sich in schwieriger finanzieller Situation und waren zudem gesundheitlich sehr angeschlagenen. Die Mitglieder der Sühnewallfahrt sammelten noch vor Ort Geld für das Ehepaar. Aus dieser spontanen Initiative entwickelte sich 1965 die Aktion "Solidaritätsspende" für Überlebende in Polen.

Gründung des Werks

Am 19. Oktober 1973 wurde das Maximilian-Kolbe-Werk offiziell durch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken und dreizehn katholische Verbände gegründet. Das Werk wurde damit Vorreiter der Versöhnung mit Polen, sowohl im politischen als auch im kirchlichen Kontext. Sein erster Geschäftsführer wurde Alfons Erb.

Begegnung von Mensch zu Mensch

Eine Begegnung auf dem Freiburg der Katholikentag 1978 überzeugte Elisabeth Erb, die 1982 die Geschäftsführung übernahm, dass die Begegnung zwischen den Menschen die Voraussetzung für die Versöhnung sei. Zu dem Katholikentag kamen damals sechs polnische Überlebende des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück. Sie hatten die Einladung in dem Glauben angenommen, dass sie nach Freiburg in der Schweiz eingeladen wurden. Die Begegnung mit Deutschen in Freiburg berührte die Frauen so sehr, dass eine von ihnen im Anschluss sagte: "Ich bin zweimal aus dem KZ befreit worden. Einmal von den alliierten Truppen 1945, ein zweites Mal bei diesem Besuch in Deutschland."

Seitdem lädt das Werk Überlebende zu Erholungs- und Begegnungsaufenthalten nach Deutschland ein. Die Gastfreundschaft und die herzlichen Begegnungen mit Deutschen führten oft zu einer seelischen Befreiung. Eine ebenso intensive Art der Begegnung sind die seit den 1980er Jahren mehrmals jährlich organisierten Krankenbesuche bei Überlebenden zu Hause.

Erweiterung des Wirkungskreises

Anfang der 1990er Jahre, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, erweiterte das Maximilian-Kolbe-Werk sein Engagement neben Polen auf weitere mittel- und osteuropäische Länder. Von 1992 bis 2001 wurden viele Hilfsgütertransporte organisiert und danach bis 2016 die Hilfs- und Begegnungsprojekte in Belarus, Estland, Kasachstan, Lettland, Litauen, Moldawien, Russland und in der Ukraine durchgeführt. Seit 2017 werden in den osteuropäischen Länder Haus- und Krankenbesuchsprojekte realisiert bei denen Ehrenamtliche und Hauptamtliche die Überlebenden zu Hause besuchen und ihnen persönlich die Beihilfen übergeben.

Erinnerungsarbeit

Im Herbst 2001 begann mit einem Zeitzeugenprojekt, das in Kooperation mit Bistum Mainz durchgeführt wurde, die Erinnerungsarbeit des Werks. Ab 2010 kamen zu den Zeitzeugenprojekten verschiedene Erinnerungsprojekte, Bildungsreisen und ein Fortbildungsseminar für Lehrerinnen und Lehrer hinzu.

Konstante der Arbeit

Kamen im Laufe der Jahrzehnte immer wieder neue Hilfsformen hinzu, welche die sich wandelnde Lebenssituation der Zielgruppe berücksichtigten, blieb doch die finanzielle Direkthilfe für Überlebende bis heute Konstante und Kernstück unserer Arbeit.